13.02.2007

Das Geschenk der Wächter


Winterbaum im Hof

Habe heute schon ein Gedicht von Christine Kahlau gelesen. Es hat mich berührt. Laßt uns Wächter sein.

DAS GESCHENK DER WÄCHTER

heute, besuchte ich im Wald die Wächter
stumm standen sie in einem Kreis
und ihre Kronen wogten im Wind
sehr aufrecht, schien es mir und
geradezu wachsam, standen sie dort

ich näherte mich ihnen, auf
nackten Sohlen, denn spüren
wollte mein Fuß, nur wer
fühlt, was schmerzt, begreift
wann das Maß über schritten

ich ertastete den kühlen Waldboden
seine Weiche, seine tiefe Feuchte
so wie seine Widerstände, auch

nehmt mich auf, in euren Kreis
bat ich die Wächter
laßt mich sein mit euch
einen Moment nur, wie
ein Baum unter Bäumen

stumm standen sie und dunkel
gegen den hellen Sommerhimmel
ich lauschte unter ihnen, angespannt
und in mein Inneres drang schließlich
etwas ein, daß ich wie folgt, verstand:

Sieh auf zu uns, noch sind wir hier
doch halten wir wie lange dem noch stand
was Menschen meinen, tun zu müssen?
Wir sind verletzbar und schon längst
zutiefst verwundet

Drum sammelt Euch, wie wir und
werdet unser aller Wächter, rasch!


Christine Kahlau, 2006, Maria Kirchtal

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich fürchte, wir übertragen unsere Ängste auf die Natur, und ich denke (und Schlauere als ich mit mir), es ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Die Erde, Natur, Kosmos, sie sind unsterblich wie die Seele, sie hatte keinen Anfang und wird kein Ende haben. Alles verändert sich immerzu, und damit haben wir größte Schwierigkeiten, da wir das Ganze nicht sehen können. Vor nicht zu langer Zeit gab es das Ende der Eiszeit auf dem Land, das wir heute bewohnen, eine extreme Erderwärmung ohne Co2-Ausstoß (dazu: http://www.willighp.de/evo/thema/aftericeage/eiszeiten.php). Es geht also gelegentlich ganz gut aus ... Dennoch möchte ich die Bäume ebenfalls schützen, da sie beseelt sind und unsagbar schön und da ich wünsche, dass wir nicht erst beginnen zu lernen, wenn wir uns beraubt haben. Schade wär's. -- Tami