26.09.2014

EDEN Berlin - Es ist nicht alles Paradies, was lockt


© RZ
Bis zum 12.10. ist die Ausstellung der Künstlergruppe umKUNST im Stadtkloster Segen in der Schönhauser Allee in Berlin zu sehen

Öffnungszeiten:
Samstag und Sonntag 14-17 Uhr

umKunst ist eine offene Gruppe von
professionellen Künstlern mit
Arbeitsschwerpunkt in der Uckermark
www.umkunst-uckermark.de

Es ist nicht alles Paradies, was lockt

Die Künstlergruppe umKunst und die Suche nach Eden



Die Uckermark ist reich gesegnet: Mit einem weiten Himmel, mit einer großen Herde von sanften Hügeln, mit dem lebensspendenden Wasser von Seen und Flüsschen.

Und mit einer hohen Zahl von Künstlern, die sich in diesem malerischen Landschaftsbild unbehüteter Gutshäuser und Bauernstuben, Stallungen und Scheunen annahmen, um diese in harter Arbeit aus Ruinen zu Wohn- und Arbeitsstätten auferstehen zu lassen.

Seit September 2007 treffen sich nun etwa zwei Dutzend davon einmal monatlich in einem der weit verstreut liegenden Ateliers zum Künstlerbrunch. Wie bei der Hochzeit von Kanaan greift jeder in seine Tasche und holt eine kleine Gabe für Speis und Trank hervor.

Der Tisch ist reich gedeckt. Eingeladen sind an ihn alle Künstler der ländlichen Gegend. An dieser Tafel wird auch geistige Nahrung dargereicht. Hochfliegende Pläne und erdennahe Vorschläge brodeln in einem Topf. Bei den Treffen geht es zu wie beim Turmbau zu Babel, nur umgekehrt: Aus dem Stimmengewirr wächst ein Gefüge, die mögliche Struktur, mit der sich gemeinsam arbeiten lässt. Es geht um Kunst. Die Künstlergruppe umKunst gründet sich. 
Der Künstler ist reich. Der Volksmund sagt lieber: Künstler sind begnadet. Gedankenreich, ideenreich, formenreich und kontrastreich entstehen Werke, die in ihrer Vielfalt unermesslich sind. Der Schatz der Schöpfung leuchtet heller, als Geld und Gut es auszudrücken vermögen. Aber dass Künstler reich sind, im Sinne von Bank und Besitz: Wer’s glaubt, wird selig.

Wenn sich dreißig Künstler zusammenschließen, um ihr Licht nicht unter dem Scheffel zu halten und risikohaltig den Aktionsradius von Kunst zu erweitern, bereichern sie mit der dargebrachten Fülle ihr Umfeld. Dieses Kunststück sollte sich auch sattsam lohnen.

Die Straße ins Paradies ist reich gepflastert. Mit spitzen Steinen, keinesfalls astrein, und Füllmaterial, das der erste Regen wegschwemmen könnte. Wer geglaubt hat, dass das Mitwirken in einer Künstlergruppe allein Freude und Glückseligkeit verheißt, irrt bald umher wie ein Prediger in der Wüste. Ein Volk von Künstlern ist die Gruppe nicht, aber eine dreißigfache Kraft, die niedergeworfen und aufgerichtet werden kann, die heiß gelaufene Köpfe genauso kennt wie kühl gemeisterte Umwege. Denn wenn Leidenschaft lodert, hat das Paradies immer ein Stückchen Himmel verloren, wo es ein Stückchen Boden gewinnt.

Die Uckermark ist reich gesegnet. Mit einem weiten Himmel. Mit Ansichten vom Paradies. „Eden“ entwirft ein neues Bildwerk, das auf älteste Zeugenschaft des verlorenen und vielbeschworenen Gartens verweist, das Grün hoffnungsvoll atmen, Vögel herzerhebend singen und Äpfel verführerisch leuchten lässt. Das aber auch vor modernen Versuchungen einhält. Es ist auf Erden nicht alles Paradies, was lockt.



Ines Baumgartl, Lyrikerin